Nach Lilongwe

Am Montag war ich bereits bei Zeiten auf den Beinen und wenn ihr denkt, wieder Fotos von Sonnenuntergängen auf der vorangegangen Seite - Irrtum - das ist der Sonnenaufgang. So kam ich zeitig in die Spur. Aber die Sonne verzog sich bald und es wurde ein trüber Regentag. Dies ist aber normal, denn es ist Regenzeit. Sie ist aber nicht so, wie wir sie uns immer in  Deutschland vorstellen, den ganzen Tag Regen. Es regnet nur öfter und ab und zu auch mal länger. Heute war das ab und zu und ich war eigentlich froh, daß es nicht an den vorhergehenden Tagen so war. Da gab es den vormittäglichen Regen und dann war es tropisch warm, um nicht zu sagen heiß.

Ich machte mich auf den Weg nach Lilongwe, der Hauptstadt von Malawi. Fuhr die nächsten 200 km immer parallel zum Lake Nyasa und kam nun durch das Land der Maisesser. Genauso wie ich vor Tagen nur Mangoesser sah, sah ich heute nur Maisesser. Es schienen wieder alle, die mir entgegen kamen, nur mit einem Maiskolben in der Hand rum zu laufen und die Straße war voll von dem, was sie nicht essen wollten oder nicht mehr aßen. 

Etwa auf halber Strecke war die Brücke kaputt und ich mußte über ein Wehr durch den Fluss fahren. Sah im ersten Moment nicht dramatisch aus, aber wie ich die Sache mir so betrachtete, und es waren wohl nicht mehr als 3 Sekunden vergangen, standen ca. 10 Malawier um mein Auto herum und gestikulierten auf mich ein. Zuerst dachte ich, wieder die üblichen Straßenhändler, die den Touristen zu irgend welchen notwendigen Käufen animieren wollen. Doch langsam bekam ich mit was sie wirklich wollten. Sie wollten mich über den Fluss führen und waren der festen Überzeugung, ohne einen erfahrenen Guide schafft kein Autofahrer dieses waghalsige Unternehmen hier den Fluss zu queren. Zwei sind notwendig und es kostet 300 Kw. Wir einigten uns auf 200 Kw und alle 10 stapften vor mir durch das Wasser und gestikulierten wichtig wohin ich zu fahren hätte. Am Anfang fuhr ich durch 10 - 20 cm tiefes Wasser. Doch besonders dramatisch wurde es auf den letzten Metern, wo es dann auf gefährliche ca. 25 cm hinab ging. Ich konnte deren Schlitzohrigkeit nicht fassen. Im Trockenen angekommen standen sie nun alle auf meiner Fahrerseite und warteten auf den Lohn. Zu dem Nahestehensten sagte ich nur - This is a joke? Er feixte mich an. Ich griff in meine Weste und holte das Geld heraus. Der Feixer grabschte hastig danach, riss es mir förmlich aus der Hand und rannte mit dem Schein davon. Er hatte nicht etwa Angst vor mir. Ich denke, er hatte nicht die Absicht den Lohn  zu teilen.

Lilongwe

Am Nachmittag fuhr ich in Lilongwe ein und bezog Quartier  im St. Peter´s Anglican Church Guest House. Ein kleines Hostel an einer Kirche - 150 Kwacha für Massenquartier (4 Bettzimmer), daß aber diese Nacht für mich allein zur Verfügung stand.

Hatte ausreichend Strom im Zimmer und konnte wieder mal Daten sichern. Die Dusche war auch heiß und so war nun auch noch Waschtag. Für einige Sachen war es jedenfalls wieder mal nötig. Besonders die Sachen, die ich an dem oder besser in dem ominösen Wasserloch in Tansania an hatte. Im Speziellen meine guten Jeans, die es die letzten Tage auch so machen mussten. Als ich sie wusch konnte man denken, daß Spülwasser ist angerührte ockerfarbene Aquarellfarbe. Ich hätte alle Farbschattierungen haben können. Mit jedem Spülgang dann etwas heller.

 

Durch den nun hier vorhandenen Komfort beschloss ich nun doch noch einen Tag länger hier in Lilongwe zu verweilen. Lilongwe selbst ist eigentlich auch nur eine kleine Stadt. Ohne hauptstädtisches Flair, wie man es aus Europa kennt. Ein größeres Dorf mit einigen größeren Gebäuden. Ich muss aber sagen, daß ich mich nur in der Altstadt aufgehalten habe. Drei Kilometer vor dieser entfernt ist das neue City Center. Mit Botschaften und einigem mehr, was so die Hauptstadt ausmacht. Aber dieser Teil Lilongwes soll sehr steril sein und das eigentliche Leben der Bewohner ist in der Altstadt. Straßenhändler an allen Ecken. Bekam auch hier ein Warnkreuz, denn in Sambia soll bei Polizeikontrollen auch so alles Mögliche und vor allem das Warnkreuz kontrolliert werden.

Sobald man einige Meter von der Hauptstraße abgebogen ist, scheint auch das Letzte der so großen Stadt dem dörflichen zu weichen. Und eigentlich frage ich mich, warum auch nicht. Wenn ich mir nun so Malawi im Nachhinein betrachte, da ist dies ein Land, daß als ein Musterbeispiel für ökologisches Bauen gelten könnte. Außerhalb von Lilongwe eigentlich nur kleine Dörfchen oder Gruppen von Hütten. Aus Bambus, Lehm oder Lehmziegeln. Gedeckt mit Schilf. Wie die Hausherren älter werden und dann sterben, so altern die Hütten und man sieht etliche kleine Hütten, die unbewohnt sind, wieder in sich zusammenfallen. Und es bleibt nicht ein Krümel Schutt übrig. So ist irgendwann wieder ein freier Platz für eine neue junge Familie geschaffen. Ohne Sondermüllentsorgung. Aber wie lange wird das noch so sein? 

 

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