Das letzte Bild von Marokko
Nun hat es mich doch noch erwischt. Ich war in Rabat und wollte zeitig am Tag weiter nach Meknes und Fes. Nahm mein Gepäck und ging zum Jeep. Da sah ich die Bescherung. Über Nacht haben sie das eine hintere Fenster eingeschlagen und das Auto ausgeräumt. S...... . Ich muss gestehen, fast ein Jahr lang habe ich auf diesen Augenblick gewartet. Und noch einen Tag zuvor, als ich so durch Rabat schlenderte und mir so vieles aus den letzten Monaten durch den Kopf ging, sagte ich mir auch, welch Glück ich doch habe, daß außer dieser misslichen Sache mit der Kamera, ich von anderen Diebstählen doch verschont geblieben bin. Wieder einmal zu früh jubiliert und nun doch Pechmarie? Der Verlust schmerzt schon. Schlafsack weg. Jeden Abend hatte ich ihn mit im Hotel und hier in Rabat wollte ich ein Zimmer mit Dusche und da war auch die Bettwäsche mal nutzbar. Sehr, sehr ärgerlich, daß ich den Schlafsack in dieser Nacht nicht brauchte. Zelt weg - mit dem sie aber nichts anfangen können, weil das Gestänge noch da ist. Ärgerlich für beide, aber wohl mehr für mich. Und so fehlen weiter mir teure Sachen - Bergstiefel, Isomatte, Kocher mit Töpfen, meine Futterbox mit den schönen Gewürzen, der Wasserfilter und die Wassersäcke, mein schöner Canadahut, ein Ladegerät, das Autonetzteil für den Notebook, Kompass u. u. u.. Die letzten zwei Sachen fehlen mir dann schon irgendwie sehr. Den Kompass brauchte ich nicht lang aber immer mal wieder und öfter. Nun muss halt immer das GPS angeschaltet werden. Meine sämtlichen Reiseführer sind weg. Mein türkischer Teppich, der doch so praktisch in vielen Situationen war. Aber alles mehr oder wenig ersetzbar. Schmerzhafter ist da schon der Verlust von dem ganzen Krempel den man im Laufe eines Jahres so am Wegesrand aufgelesen hat. Ja auch der ging mit flöten. Steine. Sand. Samen und mühsam getrocknete Früchte. Gräser. Hölzer. Auch die Koksnuss für Tomas, die schon ein grünen Keim hatte - weg. Die klauten alles, sogar meine volle Mülltüte ist nun entsorgt, und werden es wegschmeißen, weil es nutzlos für sie ist. Aber für mich nicht ersetzbar. Ja und dann ein Teil der mühselig auf Basaren erhandelten Mitbringsel auch über den Jordan. Nur das was hinter dem Rücksitz in meinem großen Packsack drinnen war, das war für die Dummköpfe zum Glück nicht erreichbar. Aber da passte auch nichts mehr rein.
Ja und weg gekriegt haben sie meinen Einzelkämpfer auch nicht. J. Weil es eben Dummköpfe gewesen sind und nichts von einem DDR-üblichen Hauptschalter wussten.
Der eine oder andere wird sagen, man lässt doch auch nichts im Auto. Aber das jeden Abend auspacken? Dann war der Parkplatz auch noch bewacht - dachte ich. Ich fragte am Tag zuvor und man sagte mir ja. Aber am Morgen hieß es ab 9 Uhr abends wäre keiner mehr da. Diese Information nutzte mir nun auch nichts mehr. Ich schiebe es auf mein Französisch und übernehme den Schwarzen Peter. Das Auto war leer und sie zuckten mit den Schultern. Beim Abfahren wollte sie noch die Parkgebühren. Ich dachte mich laust der Affe. Da konnte ich nur mit den Schultern zucken.
Und Polizei? Die hätte mich nur aufgehalten. Den ganzen Tag und wie in Syrien hätte bestimmt einer gefragt, was ich denn eigentlich erwarte. Die Sachen waren weg und der vermutliche Täter war nicht so einfach lokalisierbar wie damals in Syrien.
Repariert bekam ich das Fenster schnell und preiswert. So war zwar der halbe Tag gelaufen, aber ich konnte erst mal weiter. Innerlich war ich aber noch sehr aufgewühlt und verärgert. In Meknes kam dann auch nicht so viel raus. Mehr kopflos lief ich dort durch die Gassen. Ich spielte schon in Rabat mit dem Gedanken den Rest Marokko sausen zu lassen und gleich nach Spanien zu flüchten. Und als ich in Meknes wieder die Ausschilderung nach Tanger sah, kamen wieder die gleichen Gedanken. Aber der positive Gedanke setzte sich dann durch. Bin ich wirklich die Pechmarie? Pech wäre es gewesen wenn es in den ersten 3 Wochen passiert wäre. Dann hätten mir wirklich wichtige Dinge für die nächsten Monaten gefehlt. Eigentlich hatte ich doch riesiges Glück, daß es erst in den letzten 3 Wochen passiert ist und ich den Verlust, so schwer wie es auch fällt, für die restlichen Tage verkraften kann. Schließlich haben sie mir meine beiden pakistanischen Decken gelassen und eine Plastikplane habe ich auch noch. Also was soll's. Es geht weiter.
Aber belasten tat es schon. Meknes war ich nur halb bei der Sache und eigentlich glaubte ich wieder in Tritt zu kommen. Aber als ich in Fes keine zweite Nacht im Hotel bekam, hielt mich dort auch nichts mehr und ich hatte mehr Interesse nach Spanien zu kommen als hier weiter zu verweilen. Aber zurück kommen würde ich hier her schon noch mal. Nur etwas mehr Zeit muss man sich gerade für Meknes und Fes nehmen. Zwei imposante Städte. Für mich eigentlich die zwei interessantesten hier in Marokko. Doch ich bin auf der Rückreise, die hier in Marokko eigentlich so richtig begonnen hat und es sind nur noch Zwischenstationen auf dem langen Weg zurück zum Toten Männchen.
PS: Ich weiß nicht wie es kommt, Achim, aber Deine Steine waren alle in meiner Black Box, so zu sagen in meinem Safe, der immer mit mir war.