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Accra |
Ich bin wieder in Äquatornähe. Es war nicht
nur eine Reise aus dem Herbst in den Sommer, sondern unter die glühende
afrikanische Sonne. Es ist schwül und die Luft ist tropisch feucht. Kaum
bin ich die ersten Meter auf der Straße gegangen ist meine Weste schon
wieder durchgeschwitzt, obwohl sie von gestern noch nicht mal trocken
geworden ist. Wenn ich sie morgens vom Haken nehme habe ich immer ein
klammes und schweres Stück Stoff in den Händen. Ich bin froh über jedes
frische Lüftchen, daß der Atlantik ab und zu mal durch die Straßen
blasen lässt.
In den Herbergen findet man nur ein bezogenes Bett in den Räumen vor. Eine Bettdecke gibt es hier nicht - warum auch zudecken in dieser Hitze. Der Ventilator an der Decke ist wichtiger und bringt etwas Frische in die Schwüle. Ich komme mir vor wie in so manchem Film, in dem der einsame, verschwitzte und vom Schmutz der letzten Tage gezeichnete Weiße sich in der einzigen oder billigsten Herberge niederlässt. Ein dunkles Zimmer. Die Fenster mit ihren Schallusien, der Gage davor und die enge Bebauung lassen nicht mehr Licht ein. Nur ein einfaches Bett, ein Stuhl und ein Tisch. Das Zimmer riecht noch nach Petroleum von der gerade beendeten Reinigung. Der Ventilator schwirrt an der Decke. Die letzte Schabe flüchtet unter das Bett vor dem störenden Fremden. Draußen der Lärm von der Straße und aus dem Nachbarzimmer des Nachbargrundstückes die unverstandenen Gespräche von Unbekannten. Krachende Türen. Geschrei. Lachen. Laut spielende Kinder. Nach den Wochen in der einsamen Wildnis, den endlosen Büschen und den scheinbar leblosen Wüsten bin ich wieder mitten in einem Ameisenhaufen gelandet. Mombasa und Nairobi waren wohl die letzten großen Städte, aber auch die erscheinen klein gegen Accra, eine 8 Mio. Stadt. Ich fühle wieder das Flair von Asien. Es ist in Gewühl auf den Straßen wie in den großen Städten Indiens und vieles gleicht diesem auch. Der Müll wird wieder fallen gelassen wo er anfällt und der Geruch von diesem scheint über der ganzen Stadt zu liegen. Kommt man an die Küste zum Atlantik muss man erst einen mind. 50 m breiten Streifen mit Abfällen überwinden, um an den Strand zu kommen. Überall finde ich wieder die schwarzen Plastikbeutel, die nutzlos herumliegen und vom Wind bewegt werden. Ziellos und unkontrolliert und damit überall. |
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Aber da von den 19 Mio. Einwohnern Ghanas hier
bereits 8 Mio. sind, hoffe ich dann außerhalb der Stadtgrenzen wieder etwas
geruhsameres Leben vor zu finden.
Oft werde ich hier in Accra angesprochen. Wieder muß ich mich erst einmal an einen anderen englischen Dialekt gewöhnen. Aber schnell bekomme ich mit, daß sie alle den Kontakt zu dem weißen Mann suchen und erzählen von ihrem armen Leben hier. Der Wunsch das Land zu verlassen, für kurz oder lang, ist aus jedem Gespräch zu hören. Aber würde es ihnen besser gehen in dem für sie scheinbar grenzenlos reichen Europa? Rechts das ist Rauf. Ich fand eine Kneipe, upstair, und wollte mir in Ruhe ein Bier genehmigen. Ich saß keine halbe Minute und ich hatte seine Gesellschaft. Es war der vierte Kontakt an diesem Nachmittag mit einem Ghanaer. Aber wie gesagt, sie scheinen offenbar diesen Kontakt zu suchen und hoffen sich Wünsche erfüllen zu können. Es ist herrlich ihre Selbstverständlichkeit. Wenn man dann in einem Gespräch ist, nehmen sie alles. Nach der ersten angebotenen Zigarette ist die Schachtel auch ihm und er nutzt sie bis sie leer ist. Nein stimmt nicht - die letzte Zigarette war tabu - aber ich gab sie ihm. Aus dem Hotel California bin ich nach zwei Nächten ausgezogen. War alles zu kompliziert hier an eine Steckdose zu laden der Akkus und für den Notebook zu kommen. Strom sei teuer meinten sie. Habe ich auch akzeptiert und 10000 Cedi bezahlt ( ca. 3 Mark). Da im Zimmer keine Steckdose war saß ich so am Abend immer an der Rezeption und machte dort dann meinen Krams. Aber ständig kam jemand und schimpfte über meinen Stromverbrauch. Und so bin ich 500 m weitergezogen und habe die Herberge vom Film verlassen und bin in einer wo neben Bett, Stuhl und Tisch auch noch eine Steckdose drin ist. Und noch e bissel mehr. Aber das Leben Accras ist genauso nah wie zuvor. Siehe oben - durch die enge Bebauung kann man dem dieser Nähe nicht entkommen.
Ja und die Minibusse sine wieder gerammelt voll. Und wie es hier weiter geht in Accra, das erfahrt ihr demnächst. Ich habe auf jeden Fall jemanden gefunden der mir den Jeep vom Schiff holt. Mit der Zeit bin ich nun auch schlauer geworden und habe so schon einen Festpreis (schriftlich - hat sich in Namibia bezahlt gemacht, da bei dem Bezahlen immer andere Leute vor mir standen). Ob nun am Sonntag wirklich der Container ankommen wird, steht noch in den Sternen. Ich habe hier so was wie meinen persönlichen Taxifahrer gefunden, mit dem ich hier alle Wege erledigt habe und er kommt am Montag Mittag wieder und ich werde mein Visa für Mali mit ihm abholen. Und Olaf ein Dankeschön für die informative Email, die eigentlich fast besser ist als der Lonley Planet und mir die weitere Routenplanung sehr hilfreich war. |
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