noch in Accra Wie es so sein muss - kündige ich was an, dann kommt es auf jeden Fall anders. Der Jeep kam nicht wie geplant. Es wurde einen Tag später zum Freitag. Und wie ich mir dann die Carnet de Passage so durchblättere, sehe ich doch - nun fehlt nur noch der Importstempel des Zolls in der Carnet de Passage. Hätte keiner bemerkt - wohl erst der Zoll wenn ich dann aus Ghana raus gewollt hätte. So werde ich wohl oder übel noch mal nach Accra zurück kommen müssen, denn länger warten will ich hier nicht mehr.

Außer dem Warten auf das Auto habe ich mich mal wieder mit Dollars voll stopfen müssen, da es in den nächsten Ländern schwierig wird mit Kreditkarte an Geld heran zu kommen. Aber hier ist es auch nicht so einfach. Zwar bekam ich schneller und unkomplizierter meine Cedi, die Währung von Ghana, als irgendwo anders aber das war ein Haufen Papier. 3200 Cedi sind 1 Mark. Etwa 1000 Mark wollte ich haben und so kam ich auf 3,5 Mio. Cedi. Aber der Hammer ist, der größte Schein ist 5000 Cedi. Und ich bekam nicht nur die größten Scheine. Da war nichts mehr mit einigen Scheinen in die Geldbörse stecken. Es wurden, wie zu alten DDR-Zeiten bei Sero, gebündelte Stapel über den Tisch geschoben und in einen Plastiksack gesteckt. So kam ich mit fast leerem Tagesrucksack in die Bank und ging vollbepackt wieder raus. Jetzt fragt mich nicht wie es war, als ich die Stapel dann schnellstens wieder los werden wollte und zu Dollars gemacht habe. Ich war die reine Zählmaschine. Es waren immerhin über 1000 Scheine die da mir erst gegeben wurden und ich wieder vorzählen mußte.

In meinem Hotel mußte ich dann kurz vor Schluss noch mal umziehen - durch einen längeren Regen über Nacht kam Wasser durch die Decke. Und in der letzten Nacht auch wieder - ohne längerem Regen. Über  mir hatte einer die Dusche nicht richtig zugedreht und ist schlafen gegangen. Das Wasser habe ich dann bei mir unten aufgefangen, während er oben wie in einem "Wasserbett" geschlafen haben muss.

 

Cape Coast Aber nun geht es wieder weiter. Erst mal raus aus der großen Stadt und lange nicht mehr gehabt - in einem satten Stau. Vielleicht 25 km ging es nur schrittweise vorwärts. Bullige Hitze und der Schweiß lief. Es war angenehm als das Tempo dann endlich etwas höher wurde und der Fahrtwind etwas kühlte. Durch flaches, etwas hügeliges Gelände, fuhr ich nun unter der Mittagssonne gen West. Immer wieder sah ich dicke Rauchschwaden neben der Straße. Es brannte der Busch. Die Menschen schaffen sich scheinbar neues Ackerland und brennen Stück für Stück an Flächen nieder. Es ist kein Busch wie ich ihn aus Ost- oder Südafrika kenne - er ist viel offener. Fast nur kleine Bäume und viel Bodenbewuchs. Und wenn die Bäume dann mal höher werden dann sind es Palmen. Bin nur noch nicht über was gestolpert, Tomas. Der Magen fing dann auch an zu knurren und drückte recht deutlich seinen Unmut über das fehlende Frühstück aus, so daß ich dann erst ziemlich spät in Cape Coast ankam. Ich fand gleich das Cape Coast Castle.

Cape Coast Castle

 

Im Jahr 1637 ließen sich die Niederländer hier als erste nieder und okkupierten das Grundstück, daß eine Lodge gewesen sein soll. Bauten es aus und in den nachfolgenden knapp 30 Jahren fand sich immer wieder mal ein neuer Besitzer und der alte wurde vertrieben. So kamen dann die Schweden. Die Dänen hingen auch irgendwie mal mit drinnen. Die Briten fehlten natürlich auch nicht, die sich dann 1663 hier endgültig niederließen und die Festung nicht mehr aus der Hand gaben. Es war ein lukrativer Ort hier an der ghanaischen "Gold-Coast". Es wurde gehandelt und das nicht nur mit materiellen Dingen. Der traurige Höhepunkt war im 18. Jh. - da war das Fort ein regelrechter Sklavenmarkt. Aus dem Lande wurden die Einheimischen mit Gewalt aus ihrer Umgebung gerissen. In die dunklen und muffigen Kerker gesteckt. Und dort mußten die armen Kerle auf das nächste Schiff in die Fremde warten. Über 20 Mio. Afrikaner wurden so in die europäische oder amerikanische Sklaverei geschickt. Da verwundert es auch nicht, daß dann hier auf den Brüstungen nach allen Richtungen Kanonen aufgebaut sind. Die Hausherren von Cape Coast Castle hatten nur Feinde von allen Seiten. Nun heute ist es vergessen und man wird nach der Adresse gefragt und man bekommt eine, damit irgendwann mal eine Postkarte aus Deutschland hier in einem Briefkasten landet.

Der Tag war nicht mehr lang - für ausländische Nummernschilder soll es ein Fahrverbot nach 18 Uhr geben - so machte ich mich auf Hotelsuche und landete im Savoy (sh. unten). 

Das Zimmer mußte noch gereinigt werden, doch die Stubenfee war nicht präsent. So wartete ich an der Rezeption. Bin im Sessel eingeschlafen und scheinbar haben sie dann Mitleid bekommen so das ein anderer die Restreinigung des Zimmers übernommen hat. Aber der Tag war gelaufen und draußen nun bereits Nacht. So ist von Cape Coast selbst erst mal nicht viel geblieben und muss auf den nächsten Tag verschoben werden.

 

 In den Gassen von Cape Coast

Eigentlich hatte ich gehofft, daß die Morgenstunden nicht so schwül werden würden. Nach dem Frühstück im Hotel machte ich dann meinen Rundgang durch die Gassen von Cape Coast und merkte bald - es ist egal zu welchen Zeiten man sich aus dem Haus begibt. Nach wenigen Metern war ich wieder durchgeschwitzt.

Erwartet hatte ich  zum Sonntag die üblich leeren Straßen. Aber es war doch recht viel Betrieb. Nicht so viel wie gestern, als ich durch die Straßen fuhr. Die Läden habe heute zum großen Teil zu und nur in den kleinen Holzverschlägen wird das eine oder andere, vor allem Essbare, angeboten.

Immer wieder sprach man mich an. "Hey, White man." Oder "Amigo." Und oft folgt dann ein kleiner Small Talk. Relativ viele waren bereits in Deutschland gewesen und manche sprachen sogar Deutsch. 

Das Stadtbild selbst und die Häuser sind stark durch die britische Kolonialzeit geprägt. Aber vieles schein auch so alt zu sein  und manches gar fällt dann ganz in sich zusammen. So richtig wieder auf Vordermann gebracht wird eigentlich nichts. Fällt etwas zusammen wird es notdürftig wieder zusammen "geheftet". Und hinter den Häusern an den Straßen, wenn man etwas abseits der Innenstadt kommt, stehen dann die kleinen Wohnhäuschen. Einfach aus Lehm und Wellblech eng aneinander gereiht.

Dann brauchte ich wieder meinen frischen Fahrtwind und machte mich auf Richtung Norden in das Landesinnere nach Kumasi.

 

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