nach Agadir Ein Gewaltritt lag vor mir. Bis Agadir sind es 1200 km eintönige Straße durch die Sahara. Ich entschloss mich dies in einem Zuge zu schaffen.

Nahe dem Atlantik, und somit auch in erträglicher Umgebung, zieht sich die Straße scheinbar endlos nach Norden. Wenig Ortschaften und mehr gerade aus als einem lieb ist. Links und rechts sieht man die Sahara. Flaches bis zum Horizont sandiges Land. Ein heftiger Wind blies darüber hinweg, so daß ich nur mit voll durchgetretenen Gaspedal halbwegs auf Tempo 80 kam. Der Spritverbrauch war auch dem entsprechend und besorgt ließ ich keine Tankstelle aus. Gegen die Abendstunden kam dann zu dem Wind auch noch Sand hinzu, der sich bei einem Aufenthalt außerhalb des Jeeps in die Haut zu bohren schien. Am nächsten Morgen sah ich, daß die vordere Stoßstange schön von diesem Sand poliert worden ist und die Farbe diesem Polieren zum Opfer fiel.

Nach 900 km und weit nach Mitternacht verließen mich die Kräfte und der Wunsch die Augen zu schließen war größer als weiter zu fahren. War auch gut so, denn so kam ich in den Genus, die frühen Morgenstunden zu erleben. Anfangs war es feucht und trüb begann sich der Tag zu regen. Aber was ich nachts nicht sah, die flache Sahara ist den Hügeln gewichen und bald, 200 km vor Agadir, kam ich in eine richtige Berglandschaft. Der nahe Atlas macht sich bemerkbar. Bis auf 1000 m schlängelte sich die Straße in die Berge hinauf und oben wurde aus den trüben Morgenstunden ein sonniger Tag. Kleine Bergdörfer in der kargen Berglandschaft und alles erinnerte mich etwas an die Kanarischen Inseln, die ja auch auf dieser Breite liegen. 

So kam ich vormittags nach Agadir. Vor 5 Jahren war ich schon mal kurz hier und so fiel es mir etwas leichter beim Einfädeln in den Stadtverkehr. Suchte mir als erstes ein Hotel und holte den etwas zu kurz gekommenen Schlaf nach.

 

 

 

 

 

Agadir Agadir - 29. Februar 1960 - ein schweres Erdbeben erschüttert die Stadt und macht sie dem Boden gleich. Nichts ist stehen geblieben von der alten Stadt. Nur die 55 Restaurants am Fischmarkt und eine alte Moschee sind noch aus der Zeit zuvor. 15000 Menschen fanden den Tod. So ist es nicht verwunderlich, daß man hier in Agadir nur Bauwerke neueren Datums sieht. Es ist eine neue Stadt gebaut worden. 

 

Agadir ist eine Hafen und Touristenstadt. Es soll das teuerste Pflaster Marokkos sein. Hinter dem Strand fädeln sich die Hotels auf und in der näheren Umgebung ist alles auf den Urlauber eingestellt. Schnell wird man von irgend jemanden angesprochen, der dann auch nur zum Kaufen animieren will. 

 

 

Ich machte mich auf die Suche zum Fischmarkt. Es ist zwar Nachmittag und nicht viel Trubel zu erwarten, aber nach Fisch wird es den ganzen Tag dort riechen. Bevor ich in die näherer Umgebung des Fischmarktes kam, wurde ich zum x-ten Male angesprochen. Wir hatten den gleichen Weg - seinem Vater, der das Erdbeben nur überlebte, weil er gerade fischen war, gehört eines der 55 Restaurants und ich will mal einfach an den Zufall glauben. Omar, so hieß mein Begleiter, war 9 Jahre lang als Gärtner in Deutschland und sprach deswegen auch gut Deutsch. Er zeigte mir die Fischstände und was lag näher als nun auch hier bei ihm, Restaurant 19, mein Fisch zu essen.

Mit vollem Magen machte ich mich auf den Rückweg. Kaufte mir nach langer Zeit mal wieder einige Bier. Heute ist Fußballabend, wie ich soeben erfahren habe. Der Zufall, daß ich genau heute mal wieder ein Hotelzimmer mit Fernseher habe, den ich sonst nie brauche, lässt mich in den Genus des Finales der Champions League kommen. 

 

 

Morgen will ich nicht zu spät mich aus dem Bett quälen und mich auf den Weg nach Marrakech machen.

 

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